Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.
Eine käsige Made, so groß und fett wie zwei Mastschweine sitzt
auf einem Plastikhocker und hobelt sich die Hühneraugen mit
dem Küchenmesser weg.
Sieht so der Idealtypus einer Ehefrau
aus? Entrüstet würden alle Männer dies verneinen. Und doch
kauert nämlicher Brocken irgendwann bei den meisten in der
3-Zimmer Wohnung und bildet damit das solide Fundament
deutscher Ehegemüdlichkeit. Bedauerlicherweise geht heute der
Trend weg vom treuen Kaltblüter hin zur zickigen Araberstute.
Geködert von erotischem Blendwerk leistet sich der moderne Mann
bei der Wahl seiner Gefährtin eklatante Fehlgriffe die
folgerichtig in kostspielige Trennungsszenarien münden. Lockt
zu Anfang die Beistellung sexueller Dienstleistung, so bleibt
nach deren alsbaldigen Versiegen in der Ehe nur noch ein
verbiestertes Nörgelweib, deren Bekanntschaft sich einfach nicht
mehr rechnet.
Ganz anders amortisiert sich da der altdeutsche
Ehebrocken. In Jahrhunderten konsequenter Auslese hat sich ein
Mehrnutzungstyp herausgemendelt, der über die ganze Ehedauer
eine beständige Grundversorgung sichert. Selbst wenn auch hier
mit den Jahren die Kopulationsbereitschaft erlischt, so macht
das nichts, da der damit aufs engste verbundene Auslösereiz
schon vorher verschwand. Geblieben aber ist ein belastbarer
Voltigiergaul an dem man noch Jahrzehnte seine Freude haben
kann. In der Regel schmeißt er perfekt den Haushalt, hält einem,
wenn vorhanden, die ätzenden Rangen vom Leib und Pflegt auch
noch die eigenen bettlägerigen Eltern.
Den abstrusen Hobbys des
Ehemannes steht der altdeutsche Ehebrocken neutral bis
wohlwollend gegenüber und wenn die Kammeraden vom
Modellbahnerklub vorbeischauen, wird ohne Murren gegrillt.
Männliche Erotomanen mögen die zunehmende geschlechtliche
Neutralisierung ihres Ehekampfschweines bedauern, der weise
Genießer sieht darin ein natürliches Bollwerk gegen
Abwandungstendenzen in Richtung Selbstfindung, italienischem
Pizzabäcker oder sonstigen Trennungsgründen. Zudem läßt sich
im Schatten des Brockens auch die eigene Plauze ohne stete
Anfeindungen bis zu achtlicher Größe züchten. Irdischen
Elementarfreuden, wie dem übermäßigen Biergenuß oder dem
vierten Nackensteak muß man sich nicht verschließen wenn
sich auf der andren Seite des Ehebettes nicht das Model lasziv
rekelt, sondern nur der Brocken schnarcht.
Die Königsdisziplin der altdeutschen Zweisamkeit ist die
Handwerkerehe. Hier übernimmt der Brocken noch weitere
lebenswichtige Zusatzaufgaben. Er führt die Buchhaltung, regelt
den Telefondienst mit der Kundschaft und bringt auch schon mal
einen vergessenen Sack Zement zur Baustelle. Nach der Arbeit
gibt’s Schnitzel und die Bude ist picobello in Schuß. So gesehen
müßten diese Männer die glücklichsten Menschen der Welt sein.
Doch irgendwann kommen sie früher in der Nacht von der
Schwarzarbeit zurück und eine käsige Made, so groß und fett wie
zwei Mastschweine, hobelt sich vor dem Fernseher die Hühneraugen
weg. Und dann denken sie: "Das kann doch nicht alles gewesen sein?"