Der kleine Tierfreund

Die wahre Ostergeschichte

Vor langer langer Zeit lebte einmal ein finsterer Graf in einem tiefen Wald und sein größtes Pläsier war die Jagd auf den Hasen während der Schonzeit im Frühjahr. Das fuchste die Hasen gehörig und sie überlegten wie man diesem Treiben Einhalt gebieten konnte.

Rick van Western und Jan van Ostern, zwei starke, flämische Rammler, die vor den schießwütigen Spaniern aus den Niederlanden geflohen waren, heckten einen Plan aus: Als der Winter vorüber war und die erste, warme Sonne die Natur erwachen ließ, rüstete sich auf der Burg eine waffenklirrende Gesellschaft, zur ersten Frühlingsjagd auf den Hasen. In forderster Front stand der finstere Graf und freute sich auf die gnadenlose Hetze. Unterdessen hatten Rick van Western und Jan van Ostern ihre Falle vorbereitet und als der Hörnerklang das Näherrücken der Jägersleute ankündigte, trennten sich die beiden Rammler und liefen der Jagdgesellschaft entgegen.

Während die Meute sofort die Witterung von van Western aufnahm und davonstob, duckte sich der andere Rammler tief in seine Sasse und wartete bis der Graf in seine Nähe kam. Erst jetzt sprang er auf und lief hakenschlagend davon. Der Graf nahm die Herausforderung an und gallopierte hinter dem Hasen her, auf das kleine Buchenwäldchen zu. Hier hatten in der vergangenen Nacht hunderte von Hasen eine tiefe Fallgrube ausgehoben und mit altem Gerät vollgepackt.

In kühnen Satz hechtete van Ostern über die Falle und sah noch aus den Augenwinkeln, wie das Pferd mitsamt des Grafen in die Grube hinabfuhr. Zufrieden mit seinem Gelingen trollte sich van Ostern zu seinen Artgenossen und widmete sich den Rest des Tages der langohrigen Damenwelt. Der Graf jedoch hatte sich nicht das Genick gebrochen. Nur eine rostige Harke war ihm ins Gemächte gefahren. Erst Stunden später vernahmen seine Jagdgesellen die spitzen Schreie aus dem Forst und schafften den ramponierten Grafen zurück auf seine Burg. Niemand dort durfte vom Mißgeschick des Herren erfahren.

Doch auf verschlungenen Wegen drang die Kunde von der Hasenfalle zum Gesinde. »Ostern wars« flüsterte die Zofe dem Knechte ins Ohr. Und in Erinnerung an diesen Tag gingen jedes Jahr im Frühjahr die Knechte von der Burg in die Natur hinaus und suchten die verlohrene Männlichkeit ihres Herren. »Es ist Ostern« flüsterten sie hinter vorgehaltener Hand. Die Mägte machten sich einen Spaß daraus, überall in Park, Nester mit Eiern zu verstecken.

Doch als auch der wahre Grund für dieses Treiben, das längst vergessen war, genau wie der Graf, der nie wieder den Häschen nachstellte, blieb die Sitte des Eiersuchens im Frühjahr doch erhalten. Und noch Heute sagt man: ¯«Es ist Ostern«
Doch niemand denkt dabei noch an den tapferen Rammler, der vor langer langer Zeit einem Menschen zeigte was eine Harke ist..


(Autor: Dietmar Wischmeyer)