Der kleine Tierfreund

Waidgerechtes Töten

Liebe Zuhörer, täglich werden Fußgänger mit dem Automobil oder dem Moped überfahren, Gattinen mit dem Beil erschlagen oder Ehemänner von ihren Frauen zu Tode getrampelt. Traurige Bilanz des Schreckens! Für uns Tierfreunde gilt uneingeschränkt die Forderung nach einem waidgerechten Töten eines jeden Wirbeltieres. Was der Ricke billig ist, sollte für die Gattin nicht zu teuer sein. Ein wohlgesetzter Schuß aufs Blatt wie beiläufig beim gemeinsamen Betrachten der Herzblatt-Sendung abgefeuert, erlöst die Gattin aus ihrem irdischen Jammertal und ist für das Tier doch wesentlich angenehmer als eine alberne Messerstecherei mit dafür gar nicht ausgelegten Eßwerkzeugen. Außerdem entfällt die lästige Schweißnachsuche in der Wohnung. Fußgänger einfach am Zebrawechsel zu überfahren, ist eine andere, wenig waidgerechte Unsitte in den Revieren unserer Innenstädte. Oft überlebt das angeflickte Wildbret, und der Fahrer muß mit dem Hirschfänger nacharbeiten. Für einen rechten Waidgesellen immer eine unschöne Sache. Erst gestern wurde mir durch die Tagespresse die Geschichte von einer Frau zugetragen, die ihren Mann mit dem eigenen Schlüpfer erstickt hatte. Ein wenig angenehmer Tod für den Ehesäuger, sollte man meinen, und dennoch hallte kein Aufschrei der Empörung durch den deutschen Blätterwald. Es sollte sich mal ein Jägersmann erdreisten, ein Schmalreh auf offener Lichtung mit dem eigenen Schlüpfer zu ersticken, wie groß wäre dann wohl die Empörung bei den selbsternannten Moralwächtern unserer Republik. Ich finde, liebe Zuhörer, hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Ich fordere einen waidgerechten Umgang auch und gerade mit unseren Mitmenschen. Ihr kleiner Tierfreund.


(Autor: Dietmar Wischmeyer)
(abgetippt von Gerd Schlemermeyer)