Wischmeyer: MALLORCA FUR DIE SEELE

Das Jenseits

Gibt es ein Jenseits? Diese Frage muß eindeutig mit »JA« beantwortet werden. Viele Menschen leben schon heute dort, z. B. der Papst und sein legaler Arm, die katholische Kirche. Dieses Jenseits ist der Ort größtmöglicher Irrelevanz eigenen Tuns und Verlautbarens.

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Ist die Jungfrauengeburt eine angesagte Fortpflanzungsmethode? Sicherlich eine interessante Frage angesichts von über sechs Milliarden auf konventionellem Wege zustande gekommenen Menschen auf dieser Erde.

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Sollte man einen Nazi-Kollaborateur heiligsprechen? »Is 'ne heiße Kiste, würd' ich mal sagen, nachher klopft noch Atze selber bei Petrus an.«

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Ist es richtig, nach sechshundert Jahren einen heimtückisch vom Papst ermordeten Gelehrten zu rehabilitieren? Okay, für die Gerechtigkeit ist es nie zu spät, aber warum dann nicht noch zwanzigtausend Jahre warten.

Seit Jahrzehnten sprengen sich Katholiken und Protestanten in Nordirland gegenseitig in die Luft, aber ist es nicht viel wichtiger, darüber nachzudenken, ob der Evangele am papistischen Abendmahl teilnehmen darf? Denn sonst kneift er womöglich noch ungesalbt das Arschloch zu. Das Jenseits ist mitten unter uns, und ganz hart trifft es diejenige, die z. B. in Bayern ungewollt schwanger ist. Da kann sie sich dann in die katholische Ratlosigkeit hineinberaten lassen und selber sehen, wie sie zurechtkommt. Währenddessen denkt die deutsche Jesus-Rentnerkonferenz darüber nach, ob der Oberrentner in Rom eigentlich unfehlbar ist oder nicht. Ja, logisch, Unfehlbarkeit ist ja quasi eine der menschlichsten Eigenschaften überhaupt, und der Kleiderständer im Vatikan ist doch ein Mensch. Oder ist er das Goldene Kalb Wojtila, der letzte Götze der Menschheit, nachdem Stalin tot ist und sogar die Spice-Girls immer menschlichere Züge annehmen? Auch eine interessante Frage zum Heiligen Jahr, die die Leute aus dem real existierenden Jenseits beschäftigt, lautet: Wie schaut's denn aus mit dem Missionsbe fehl in heutiger Zeit? Wir erinnern uns: Matthäus 28, Vers 18 ff.: »Lehret alle Völker«. Dazu meint Seine Durchgeknallt, der Stellvertreter auf dem Stuhl Petri: Jawollja, das sei schweineaktuell, und gerade in Asien z. B. sollte man jetzt mal hurtig wieder ans Bekehren gehen. Kann man nur hoffen, daß die Burschen in der Methodendiskussion mittlerweile weiter sind als damals in Südamerika. Egal, was getan werden muß, muß getan werden. Wie und warum, das ficht den Mann aus der ethischen Kreidezeit nicht an. Und genau wie bei seinen Kollegen, den Sauriern, kann wohl nur ein anständiger Meteoriteneinschlag sein Verweilen im irdischen Jammertal beschneiden. Im Zweifel hat der alte Zebaoth den Klumpen dann selbst geschmissen, weil er einfach die Faxen dicke hatte.