Dietmar Wischmeyers Logbuch

Weihnachten

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

"Wir machen dieses Jahr mal nichts!" lautet der verlogenste Satz der Vorweihnachtszeit! Gemeint ist damit die gegenseitige Verzichtserklaerung auf Ueberreichung von Muellerwartungskrempel am Heilig-Abend. Wie in Folge aller Abruestungsgespraeche wird aber heimlich doch weiter geruestet. In froher Erwartung leerer Haende bei den anderen Familieninsassen kauft die "dumme Sau" nur ne Kleinigkeit fuer jeden, um ihn zu demuetigen!
Die weihnachtliche Vendetta unter Blutsverwanten ist besonders beim schrillen Geschlecht sehr beliebt. "Ich weiss, wir haben gesagt, wir machen nix" beginnt ganz harmlos die Ehrabschneidung unter`m Tannenbaum. "Aber so ohne alles, das war mir denn doch zu bloed." Und schon zueckt das Weib ein halbes Dutzend bunter Paeckchen aus dem Sack. Der Mann, gewohnt, sich an Absprachen zu halten, steht da wie ein kniggeriges Arschloch. "Nur ne Kleinigkeit" entpuppt sich beim Enthaeuten der wertigen Weihnachtshuelle als perlmuttbeschlagenes Penikuere-Set fuer Unten-rum und seidiges Schluepfer-Ensemble von C.K. . Sofort schrumpft dem Geschenkopfer das Croton vor Scham. "Sieh mal, du Dreck!" wollen ihm die Intimpritiosen sagen. "Ich bin so moerder-grosszuegig, dass ich dir trotz andersartiger Absprache einfach was schenken musste. So doll lieb ich dich! Und wenn du nicht so ein tumber Klotz waerst, dann haetten wir womoeglich Naechtens noch gepoppt!"
Doch nun ist die Stimmung zum Deubel! Im Anschluss der moralischen Vorteilnahme durch Absprache widriger Geschenke wird gerne nochmal nachgetreten. "Ist nicht so schlimm, dass du nichts fuer mich hast. Es haette mich eben nur gefreut."
Viele Methoden gibt es, das Weihnachtsfest zum sozialen Krisenherd auszubauen. Einladung debilen Schwieger- und Schwagergeruempels, Zubereitung oberschlesischer Heimatspeisen, oder die in Augenscheinnahme plaerrender Pubertaetshorden im Fernsehgeraet.
Die klassische Festgestaltung ist mithin; bei breslauer Teckelwurst mit Wamperkit sitzt die Familie nebst Schwiegernazi am Ferni und beobachtet, wie eine Bad Toelzer Boy-Group das geschluepfte Balg in Betlehem bejault.
Um das Grauen noch zu toppen, bietet sich danach noch der Ueberraschungsangriff mit dem C.K.-Schluepfer an.
Noch ehe sich der Ehebulle in die geistigen Gluehweinabsenzien verabschiedet, wird ihm das Paeckchen vor den Latz geknallt. Die beabsichtigte Schmach wurde weiter oben bereits beschrieben.
Doch Wehe dem Weib, welches einen ausgeschlafenen Gatten sein Eigen nennt. Statt in Scham und Reue im Boden zu versinken bei Entgegennahme des Designer-Eierbeutels, holt der gewiefte Kenner weibischer Unzulaenglichkeit das Vergeltungsgeschenk aus dem Versteck.
2 Meter Weissgoldkette mit herausgeflextem Eduschozeichen!
HarHarHar!!!
Es welkt der Triumpf des Weibes in Sekundenschnelle! Sieger beim Wettlauf der ueberreichten Demuetigungen bleibt der Gatte. Und die Frau ist`s auch zufrieden. Waehnt sie sich doch im Besitz massiven Goldes. Und wenn die mit Edelmetall gekoederte Libido nicht noch im Verlauf der Stunden im Gluehwein ersaeuft, ja, vielleicht wird dann am Heilig Abend noch gepoppt!


(Autor: Dietmar Wischmeyer)
(abgetippt von Ingo Dageförde)