Wischmeyer: PLAYSTATION ZUM NULLTARIF

Popelfresser and friends

Ist das Internet auch noch so spannend, der eigene Körper ist und bleibt des Menschen bester Freund. Doch nicht die guten alten Geschlechtsteile sind's, an denen er oft und gern herumhantiert, es sind die vielen anderen Körperöffnungen, deren Freuden oft und gern genossen werden. Ein Quell schier unendlichen Amüsements ist die Nase. In ihr kann nicht nur eifrig nach verkrusteten Schleimablagerungen geforscht werden, nein, mit jenen läßt sich auch so manch Schabernack treiben. Zu Kügelchen gerollt, schnippt man sie durch den öffi oder verspeist sie gar an Ort und Stelle. Wer jemals Zeuge dieses Vorgangs in einem öffentlichen Raume wurde, mag nicht mehr an die Menschwerdung des Affen glauben. »Was wird er als nächstes tun«, gruselt es einen beim Anblick des Popelfressers, »wird er sich den Finger in den Anus rammen und danach genüßlich abschlecken wie sein Magnum?« Geradezu harmlos erscheinen dagegen andere Beschäftigungen an der eigenen Playstation: Fingernägel abfressen, Lippenhaut wegnagen, Arsch- respektive Eierkratzen oder Schuppen regnen lassen. Interessant wird's wieder bei der bakteriellen oder virösen Kommunikation. Harmloseste Form dieser chemischen Kontaktaufnahme zu anderen Intelligenzen ist das Niesen ohne vorgehaltene Hand. Wie weiland das Entlaubungsgift Agent Orange in Vietnam senkt sich die toxische Wolke auf die zufällig anwesenden Mitmenschen nieder. Wer's etwas rustikaler mag, der saugt sich auch schon mal einen Löffel voll Rotz aus der Nasenhöhle, formt ihn im Mund zum Projektil und schießt den sogenannten »Gelben« auf den Bürgersteig oder an die Schaufensterscheibe. Warum ist Stuhlen in der öffentlichkeit tabuisiert, Rotzen aber nicht, wo doch dieses mit mehr unangenehmer Geräuschtätigkeit verbunden ist? Ja, richtig geantwortet: Es ist der Geruch, der beim Carnivoren Mensch doch etwas störend wirkt. Drum gilt auch das Absondern von Darmwinden als wenig fein, es sei denn, man befindet sich in einem Bauwagen voller Maurer. In weiten Bevölkerungskreisen erlebt das einst ebenfalls wenig geschätzte Ablassen der Magenluft durch den Schlund allerdings eine Renaissance. Liegt es am zunehmenden Konsum von Brausegetränken durch die Jugend? Wohl nicht, denn »gerülpst« wird vornehmlich von schwächlichen Jungstechern, die durch dieses atavistische Imponiergehabe wen auch immer beeindrucken wollen. Ja, der Mensch als biologischer Technologieträger hat nicht nur schöne Seiten. Ganz weit vorn auf der Liste ekliger Beschäftigungen mit sich selbst sind noch die folgenden: Fußnägelschneiden im Freibad, Pickelausdrücken vor dem Spiegel der Disco-Toilette, mit der Gabel in den Zähnen nach Fleischresten stochern, hämorrhoidiale Verwerfungen im Analbereich durch rektales Schubbern an der Bushaltestelle lindern wollen, borkigen Schorf von der Kopfhaut kratzen und der Freundin zum Verzehr anbieten, sich auf der Autobahntoilette die Greifhand vollpissen und ungewaschen nach draußen eilen, übersäuerten Magenauswurf ans Tageslicht befördern und mit dem Fuß auf dem Gehsteig verteilen ... Okay, ich denke, es reicht!