Wischmeyer: DER WEICHE KERN VON WOHNMOBILEN

Lehrer

gibt es eine Wiedergeburt für böse Menschen? Na klar, denn wo kämen sonst die ganzen Lehrer her. Irgendwas müssen diese Heinis in einem vorherigen Leben gründlich vergeigt haben, um es dermaßen mies zu treffen in der nächsten Runde.

Als erwachsene Menschen verbringen sie sechs Stunden pro Tag mit sogenannten Jugendlichen - eine Tortur, der sich selbst die Eltern dieser Prototypen bei aller Liebe nicht aussetzen würden. Hauen sie der verkommenen Brut mal eins an den Dassel, weil sie die Anrede »Alte Frustfotze« einfach nicht mehr witzig

finden, ja heißa, dann steht der Papa mit dem Kadi vor der Tür. Die wenigen Pausen im täglichen Pädagogik-Platoon verplempern sie auch noch mit Ihresgleichen im Lehrerzimmer. Hier mümmelt der Philologe seine Mehrkornbemme und leckt die Wunden aus der letzten Stunde. Zwanzig Minuten blättern in Wohnmobilprospekten, dann geht's wieder in die 5a: Sebastian hat den Hausmeister kastriert, die süße Jessica die ganze Tafel kreide aufgefressen, ach du Scheiße, jede Menge Papierkrieg. Am Nachmittag legt sich der Pädagoge gerne mal die GEW Zeitschrift aufs Gesicht und ratzt im Liegestuhl. Doch nicht selten droht erneute Anwesenheitspflicht im Jugendknast. Der Direx läßt bitten zur Konferenz über Curriculums Evaluationen im Fach weibliche Nadelarbeit an der Integrierten Gesamtschule. Woher so schnell frische Wohnmobilprospekte herkriegen, um diese ödnis zu überleben? Die Lehrerrüden kratzen sich unterm Tisch an den Eiern, die Zippen starren in die Brigitte. Alle paar Wochen bricht noch ein weiterer Horror-Event ins Lehrerdasein ein: der Elternsprechtag. Dann kommen die Hersteller der mißgestalteten Jugend in die Zöglingsbude und wollen was Nettes hören über ihre Zellteilungen. Also lügt der Pägagoge ihnen die Hucke voll, damit sie schnell wieder abrücken und er noch rechtzeitig zum Volleyballtraining kommt. Abwechslung ins Lehrerleben bringen bestenfalls die Ferien. Zehn Wochen im Jahr ist die Schule dicht, dann krabbelt der Erzieher in sein fahrendes Scheißhaus und wackelt nach Südfrankreich. Hier trifft er sich mit anderen Lehrern und breitet die Anträge für das Sabbatjahr und den Vorruhestand aus. Denn spätestens mit 45 ist er ausgebrannt, hat'ne Schülerallergie oder ein sonstiges Berufsunfähigkeitszipperlein. Dann klemmt er sich die Pension untern Arm und juckelt nur noch mit dem Wohnmobil durch die Gegend. Irgendwann Mitte 50 merkt auch noch der Doofste unter ihnen, daß er ein halbes Jahrhundert seines Lebens an der Lehranstalt vergeudet hat, daß auch sein Ehegespons aus demselben miefigen Berufe stammt, ja, daß mittlerweile die eigenen Ableger »auf Lehramt« studieren und er überhaupt keinen Menschen mehr kennt, der nicht aus der Welt der Zög linge stammt. Spätestens dann macht sich unser Freund bereit für den Gang ins schwarze Wohnmobil und hofft, als Müll sortierer oder Katzenschlachter wiedergeboren zu werden, nur nicht mehr als Lehrer.